1900 bis 1927

1900

Die deutschen Ruderer gewinnen bei der II. Olympischen Spielen in Paris die Goldmedaille im 4+.

Der Vorstand bleibt im großen und ganzen zusammen. Das Nachlassen der Ruderarbeit wird kritisiert. Es ist aber niemand da, der neuen Schwung erzeugen könnte, und so lässt das Vereinsleben sehr zu wünschen übrig. Der Fahrtenpreis wird mit 86 Fahrten mit 478 km an Hrn. Scheickart verliehen. Im Laufe des Jahres werden aber doch fünf Leunante vom Regiment aktiv. Das Justizministerium in Karlsruhe stiftet einen Staatspreis von M 200.- zur Regatta, die Damen des Vereins bringen M 235.- auf, die Stadt leistet einen Beitrag von M 100.- und das Offizierskasino gibt ebenfalls einen wertvollen Preis. Die Regatta muss aber wegen ungünstiger Beteiligung ausfallen. Es wird im Sommer ein Gartenfest veranstaltet, das von etwa 300 Menschen besucht und ein finanzieller Erfolg wird. Der Dollenvierer "Konstanz" wird für M 200.- an den SC Rorschach verkauft. Bei Deichmann & Ritschi wird ein neuer Rennvierer bestellt. Bei der Sparkasse nimmt der Verein ein Darlehen von M 600.- auf, rückzahlbar in drei Jahren zu 4,5% Zinsen. An der Zürcher Regatta startet der Verein an zwei Rennen, aber leider ohne Erfolg. Am Schluss des Jahres zählt der Verein 30 Aktive, 183 Passive und 4 Ehrenmitglieder.

 

1901

Der Vorsitzende, der das Amt wieder übernommen hat, muss dieses im Juni infolge eines Todesfalles in der Familie niederlegen, der zweite Vorsitzende führt zunächst die Geschäfte weiter. Die 7. Konstanzer Regatta am 27. Juli hat ein großartiges Meldeergebnis zu verzeichnen und zwar starten: SC Zürich, Deutscher Ruderverein Zürich, Heilbronner RG "Schwaben", München RC, Ulmer RC "Donau", Aviron Romand Zürich, RC "Salamander" Karlsruhe und "Neptun" Konstanz. Der Gastgeber kann zwei Rennen gewinnen und zwar den Dollenzweier mit Jean Baumgartner (1958 in Kreuzlingen gestorben) und Otto Steinwarz (Freiburg) am Steuer Mayer. Außerdem den 1. Vierer mit K. Schroth, H. Straubinger, Egon Wirth, Paul Schneider, am Steuer M. Seilnacht.

Der Vollständigkeit wegen sei erwähnt, dass kurz vor dem Ziel der Heilbronner Schlagmann, in Führung liegend, seinen Riemen verlor. Als Schiedsrichter amtete der frühere Deutsche Einermeister Achilles Wild aus Frankfurt. An dieser Regatta haben sich auch die Herren Paul Schneider und H. Kastner große Verdienste erworben. Die Regatta hatte leider ein finanzielles Minus aufzuweisen. Das Abrudern wurde infolge schlechten Wetters verlegt, aber später war das Wetter "ungnädig", so dass mehrere Mannschaften "das Land aufsuchen" mussten.

 

1902

Zum 1. Vorsitzenden wird Dr. A. Hölzle gewählt, zum Kassier Kastner, Schriftführer wurde Schilling, Ruderwart Wirth, Materialverwalter H. Straubinger. Der Betrieb konnte noch nicht aktiviert werden, es kommt keine Mannschaft zustande und auch auf eine eigene Regatta muss man daher verzichten. Am 17. August wird aber immerhin ein Rennvierer auf den Namen "Konstanz" getauft, wobei eine Vereinsregatta mit zwei Rennen veranstaltet wurde.

 

1903

Um einen Schulvierer zu beschaffen, stiftet jedes aktive Mitglied M 20.-. Eine Rudertour nach Bregenz kommt zwar zustande, aber der Ruderbetrieb lässt immer noch zu wünschen übrig. An der Zürcher Regatta gewinnt Konstanz am 5. Juni erstmals ein Rennen und zwar den Juniorvierer mit der Mannschaft Schuler, Noppel, Auer, Commeida. Den Fahrtenpreis erhält H. Blattner für 100 Fahrten mit 626 km.

 

1904

Der Vorstand wird vollzählig wiedergewählt. Es sind 24 Aktive, 112 Passive und 4 Ehrenmitglieder vorhanden. Den Fahrtenpreis erhält Bernhard Heidinger. Der Bootspark umfasst zwei Rennvierer, drei Schulvierer, einen Dollenzweier und drei Einer.

 

1905

Der Vorstand bleibt unverändert im Amt, es wird wenig gerudert, dagegen gibt es Zwistigkeiten und mehrere Austritte. Es fehlt an der Begeisterung der Jugend. Regatten werden keine besucht und auch keine veranstaltet.

 

1906

Ein Zweier wird bei Deichmann & Ritschi, Rotterdam, für M 600.-bestellt. Auch in diesem Jahr wird wenig gerudert. Es werden keine Regatten besucht und keine veranstaltet.

 

1907

Der neue Dollenzweier wird auf den Namen "Möwe" getauft und eine interne Regatta, an der der RC Schaffhausen teilnimmt, veranstaltet. Auch in diesem Jahr kommt der Ruderbetrieb nicht richtig in Schwung.

 

1908

Baumeister Otto Greiner wird Vorsitzender, Ostermeyer Stellvertreter. Man will aktiver werden und versucht zunächst, die Bodenseevereine zusammenzubringen. Im August nehmen zwei Vierer an der Motorboot-Regatta in Friedrichshafen teil, wo sie vom Grafen Zeppelin zum Frühstück eingeladen werden.

 

1909

Zusammenschluss der Arbeiterrudervereine zum "Freien Ruderbund".

Der Vorstand bleibt unverändert im Amt. 30 Aktive, 131 Passive. Es wird eine Schülerabteilung gegründet. Der Fahrtenpreis wird für 114 Fahrten mit 1457 km vergeben. Die Stadt ermuntert den Verein wieder eine Regatta durchzuführen und leistet einen namhaften Zuschuss. Bei Leux in Frankfurt wird eine Rudermaschine bestellt. An der Konstanzer Regatta beteiligen sich Ulm, SC Zürich, RC Schaffhausen, SC Rohrschach, RC Lindau, Deutscher Ruderverein Zürich und Konstanz. Den Einheimischen gelingt es ein Rennen zu gewinnen.

1910

Auch in diesem Jahr behält die Vorstandschaft die Ämter bei. Die Mühe hat sich gelohnt, denn es wird wieder eifriger gerudert. An den Regatten in Mannheim, Straßburg und Zürich beteiligt sich auch Konstanz, aber ohne Erfolg. Die Mitgliederzahl ist auf 48 Aktive und 155 Passive gestiegen.

Dem Deutschen Ruderverein Zürich werden Sfr. 50.- als Bauhilfe überwiesen. An der Konstanzer Regatta am 19. Juni schiedsrichtert F. C. Schumacher, Mannheim. Daran beteiligen sich: Grasshopperclub Zürich, Ungarischer RG "Elöre" Zürich, Deutscher Ruderverein Zürich, "Donau" Ulm, Stuttgart und "Schwaben" Heilbronn, sowie RC Bamberg, SC Luzern, SC Zürich, SC Rorschach, ,Mannheimer RC, RC Schaffhausen, Polytechniker RC Zürich und "Neptun" Konstanz. Ein Erfolg bleibt den Konstanzern aber versagt.

1911

Der gesamte Vorstand bleibt im Amt. Die Stadt regt wieder eine Regatta an und leistet einen Zuschuss von M 1000.-. Bei Stämpfli, Zürich, wird eine Jolle für M 880.- bestellt. Die Mitgliederzahl ist auf 50 Aktive und 158 Passive gestiegen. Der Antrag auf Bestellung eines Schulvierers, eines Gigvierers und eines Rennvierers wirbelt viel Staub auf und führt zum Rücktritt des Vorstands. Hosp erhält für 162 Fahrten mit 1729 km den Fahrtenpreis. Das ist der beste Beweis für die Aktivität des Vereins. An der Konstanzer Regatta siegt die Mannschaft mit Gustav Muffler, Otto Lang, Johann Gottlieb, Max Hosp im Juniorvierer vor Mannheim, "Bayern" München, Grasshopperclub Zürich und SC Arbon. Diese Mannschaft siegte auch in Heilbronn gegen 10 Vereine und in Bregenz. Der Vorstand überrascht die Jahreshauptversammlung mit einem gedruckten Jahresbericht, die jedem Teilnehmer broschiert vorgelegt wird.

 

1912

Eintritt des DRV in die FISA; Austritt mit Beginn des 2. Weltkrieges.

Neue Statuten werden auf zwei außerordentlichen Generalversammlungen genehmigt. Zwei neue Rennvierer und ein Gigvierer werden beschafft, neue Kleiderschränke sowie ein neuer Bootswagen werden gekauft. Zu der Regatta am 16. Juni melden sich 11 Vereine, darunter auch Luzern und Straßburg.

Der Vorsitzende lädt die Trainingsmannschaft am Regattatag zum Mittagessen ins Hotel "Terminus" auf Kosten des Vereins ein. Das bedeutet zur damaligen Zeit eine besondere Ehrung der Trainingsleute und ein großes Entgegenkommen. Ein Sieg fällt aber den Konstanzern an dieser Regatta nicht zu. Es war übrigens eine Sturmregatta ohnegleichen. Viele Boote gingen unter, es gab große Bootsschäden. Auch die Konstanzer gingen unter, aber die Mannschaft kann später in Heilbronn und Mannheim Rennen gewinnen. Für die Regatta wurde eine gedeckte Tribüne gebaut. Man bemüht sich um eine Turnhalle, weil man erkannt hat, dass ein Ruderer nicht nur die Trainingszeit braucht, sondern sein Körper auch im Winter Bewegung haben muss. Von den Mitgliedern wird ein Antrag gestellt, das Bootshaus zu vergrößern oder neu zu bauen. In diesem Jahr werden 879 Fahrten mit 6548 Mannschaftskilometern gerudert.

 

1913

Der Vorstand bleibt vollzählig im Amt. Die Mitgliederzahl hat sich auf 67 Aktive und 200 Passive erhöht. An der 12. Internationale Konstanzer Ruderregatta am 15. 6. beteiligen sich 15 Vereine, darunter Nürnberg und Speyer. Die Mannschaft mit Gustav Muffle, Gustav Huber, Paul Brack, Hans Petersen, am Steuer Kurt Apel gewinnt den Zeppelinvierervor SC Zürich, Stuttgarter RG und Nürnberg.

An die Einweihung des Bootshauses vom neugegründeten RV Friedrichshafen werden mehrere Rennen durchgeführt, alle mit Konstanzer Beteiligung. Die meisten Rennen werden auch von "Neptun" Konstanz gewonnen.

 

1914 bis 1918

1915: Gründung des deutschen Jugendruderverbandes.

Auch in diesem Jahr bleibt der Vorstand geschlossen im Amt. Ab 1.1.1914 gibt es statt der bekannten zwei Klassen, nämlich Junioren und Senioren, drei Klassen und zwar: Jungmannen, Junioren und Senioren. Der Bodenseerudertag wird am 10. Mai in Lindau abgehalten. Die Konstanzer Regatta findet am 14.6. unter Beteiligung von 13 Vereinen statt. "Neptun" gewinnt drei Rennen und zwar die 1. Seniorvierer, den Vierer ohne und den 1. Achter. Das ist die sportliche Höchstleistung, die der Verein bis dahin je erreicht hat. Als Trainer fungierte Paul Schneider. Sicher wäre es dieser prächtigen Mannschaft vergönnt gewesen, noch viele Rennen zu gewinnen, aber der Kriegsausbruch verhinderte weitere Erfolge. Von den 72 Aktiven wurden sofort 45 eingezogen. Nach und nach erfolgten weitere Einberufungen oder die Ruderer meldeten sich freiwillig. Übrig bleiben nur die älteren Jahrgänge. Das Bootshaus wird kaum noch besucht. Die Verbindung zu den Soldaten hält der 2. Vorsitzende Paul Schneider aufrecht. Der Ruderbetrieb erlahmt, da die Rheinbrücke gesperrt wurde. Allmählich wurde aber doch Erleichterung gewährt und schließlich durfte wieder der Überlingersee befahren werden. Urlauber und fremde Ruderer, die in Konstanz Truppendienst leisteten, ruderten ab und zu. Das Fahrtenbuch verzeichnete 1915 8 Fahrten, 1916 5 Fahrten, 1917 11 Fahrten, 1918 3 Fahrten.

Im Krieg fanden den Heldentod: S.Huber, H.Laule, F.Stritt, W.Zuber, Max Hosp (als Flieger), er war der erfolgreichste Schlagmann, A.Leib. O.Möhrle, E.Zipf, H.Büsse, W.Küderle, O.Walter, K.Feldkamp, R.Ackermann, E.Ehinger.

In einem zusammengefassten Bericht über die ganze Kriegszeit vom 2. Vorsitzenden Paul Schneider wird den Gefallenen und den Heimgekehrten der tiefempfundene Dank für ihren Einsatz ausgesprochen mit dem Gelöbnis, ihr Andenken im Neptun stets ehrend hochzuhalten und diesen Dank in irgendeiner Form sichtbar Gestalt zu geben.

 

1919

Gründung des deutschen Damenruderverbandes.

Am 12.2. wird die erste Hauptversammlung abgehalten, bei der nur 18 Aktive anwesend sind. 1. Vorsitzender wird Dr. Welsch, 2. Vorsitzender bleibt Paul Schneider. Im März entführt ein Sturm den Bootssteg, der am Schweizer Ufer bei Gottlieben angetrieben wurde. Die Stadt stellt das Holz für den Steg unentgeltlich zur Verfügung. Trotzdem belaufen sich die Kosten noch auf 1000.- Mark. Im Mai findet eine Zusammenkunft mit Friedrichshafen in Meersburg statt. Das Ministerium befürwortet den Antrag des Vereins an das Generalkommando in Karlsruhe um Überlassung des Offizierskasinos. Im August wird die erste Vereinsregatta organisiert und die beiden Schlagleute Ernst Bauer und Hans Stocker losen die Boote "Ilma" und "Konstanz". Im Oktober wird der Beschluss gefasst, ein neues Bootshaus zu bauen. Die Herren Schneider, Ganter und Wenz bilden die Baukommission. Im Dezember stirbt der Gründungsvorstand Otto Seidemann.

 

1920

Die Vereinsleitung bleibt dieselbe. Am 11.7. wird eine freie Vereinsregatta unter Beteiligung von Friedrichshafen, Bregenz, Schaffhausen, Lindau, Arbon, DRV Zürich und Konstanz durchgeführt. Die Regatten in Friedrichshafen und Bregenz werden besucht und die Wanderruderei floriert wieder gut. Den Fahrtenpreis erhält Herr Dauner für 2214 km.

 

1921

Übernahme der Arbeiterrudervereine in den "Arbeiter-Turn- und Sportbund" (ATSB)

Der Mitgliederstand ist auf ein Ehrenmitglied, 73 Aktive und 195 Passive gestiegen. Der alte Vorstand behält seine Mitarbeiter und im Frühjahr wird bereits mit dem Bau des neuen Bootshauses begonnen.

Darüber hinaus findet sich folgende Notiz in der Presse: "Der Bootshausneubau des R.V. "Neptun" wird nach bereits vorliegenden Plänen voraussichtlich in der allernächsten Zeit erstellt werden können, nachdem der Stadtrat seine Genehmigung zur Aufnahme eines größeren Darlehens unter gewissen Bedingungen in seiner Freitagssitzung gegeben hat. Allerdings bleibt noch die Zustimmung des Bürgerausschusses vorbehalten. Für die Ausführung des Projektes sind nach dem Kostenvoranschlag 140-150.000 Mark erforderlich. Über 70.000 Mark sind bereits durch Sammlungen aufgebracht. Für die Kostenvoranschlagssumme sind nach Genehmigung des Darlehens noch 20-25.000 Mark aufzubringen, die durch Anteilscheine gezeichnet werden sollen. Das sind riesige Summen, für die man in normalen Zeiten einen Prachtbau hatte erstellen können. Der Ruderbetrieb hat aber in den letzten Jahren auch in Konstanz einen enormen Aufschwung gebracht, so dass die derzeitige Bootshütte nicht mehr den Anforderungen genügte. Die Verwaltung hat sich nach langer und eingehender Beratung in Anbetracht dieser Umstände dazu entschließen müssen, an die Ausführung des Neubaus heranzugehen. Um eine Verbilligung des Baus zu erzielen, sei von uns ein Vorschlag gemacht, der der Erwägung anheim zu geben sei. Wäre es nicht zweckmäßig, die Erdarbeiten durch die Aktivas (vielleicht schließen sich auch einige Passive an) ausführen zu lassen? Wenn nach einem gewissen Plan unter Beaufsichtigung von Fachleuten, deren es ja eine ganze Anzahl im Verein gibt, mit Spaten und Hacke gearbeitet würde, wären die Grundarbeiten ohne wesentliche Kosten zu erstellen und dadurch würde viel Geld gespart. Man hat es auch anderwärts mit Erfolg ausgeführt und soweit wir unterrichtet sind, führten die Mitglieder des FC bei der Erstellung einer Umzäunung die Erdarbeiten selbst aus." - Schriftl.

Der Verein verfügt über: zwei Einer, zwei Zweier, eine Jolle, drei Gigvierer, drei Rennvierer mit Steuer, ein Rennvierer ohne Steuer, einen Achter. Im Training befinden sich drei Senioren, ein Junior und 11 Jungmannen. Am 1. Mai wird das Anrudern durchgeführt und zwar gemeinsam mit der "Undine" Radolfzell und der Hiag-Sportabteilung.

An Regatten werden besucht: Karlruhe, Zürich, Heilbronn, Konstanz und Rohrschach. In Konstanz gewinnen wir den Jungmann- und den Senior-Einer, in Rorschach den Senior-Achter. Während des Bootshausbaues hatte der Ruderbetrieb im benachbarten Sternen seine Basis.

Am 3.7. können sich an der Zürcher Regatta erstmals wieder nach dem Krieg deutsche Vereine beteiligen. Selbstredend ist "Neptun" am Start, aber zu einem Erfolg reicht es nicht. Den Fahrtenpreis Werner Dietrich für 1533 km.

 

1922

Die erste Veranstaltung im neuen Ruderjahr ist wieder die Trainingsverpflichtung, wobei 14 Ruderer dem Vorstand das Versprechen geben. Aber schon nach kurzer Zeit fallen sechs davon aus. Außer diesen Ruderern skullten die Herren Faust und Rondholz. In Karlsruhe gewinnen wir den 2. Jungmannvierer, der Juniorachter ging mit 2,5 Sekunden gegen die Wormser Rudergesellschaft verloren. Die beiden Skuller gewinnen ihre Vorrennen, geben dann aber in den Hauptläufen beide auf. In Konstanz gewinnen wir im Alleingang den Jungmann-, den 2. Juniorachter, den 1. Juniorvierer gewinnen wir gegen Friedrichshafen und Lindau. Faust gewinnt den Jungmann-Einer, Rundholz wird Zweiter im Senior-Einer.

Am 6.8. veranstaltet Radolfzell das erste Bodensee-Dauerrudern über 12 km. Wir melden den Gig-Zweier, Gig-Vierer und Rennvierer. Der Zweier wird gewonnen, der Gig-Vierer geht mit drei Längen Vorsprung in den Wellen unter, der Rennvierer wird am 1.10. nochmals ausgefahren und fällt mit einer halben Länge Vorsprung an uns.

 

1923

Vorstand wird für dieses Ruderjahr: Direktor Bernhard Heidinger erster Vorsitzender und Paul Schneider zweiter Vorsitzender. Zum Training melden sich ein Senior, vier Junioren, drei Anfänger und ein Skuller. Bei der ersten Regatta in Rohrschach hält sich der Juniorvierer in zwei Rennen bei 11 und 9 Booten in der Mitte. Rondholz im Einer wird Vorletzter. Daraufhin werden alle Ruderer aus dem Training entlassen. Drei Anfänger und ein Junior (Willi Gubler, Erwin Beathalter, H. Adolf, Otto Weißmann, am Steuer Josef Zobel) bilden aus eigenem Entschluss einen Vierer und siegen damit in Arbon und Radolfzell. Berthold und Emil Schneble gewinnen den Zweier in Radolfzell. Damit haben die Ruderer erstmals die Initiative ergriffen, die in der Folgezeit große Bedeutung gewinnen soll.

Den Fahrtenpreis gewinnt wieder Werner Dietrich mit 1464 km.

Im Herbst erhält der Verein wieder die Erlaubnis, in den Untersee rudern zu dürfen.

Am 30.6. veranstaltet der Verein zusammen mit der Hiag-Sport-Gesellschaft vor dem Anwesen der Herrn Kommerzienrat Dr. Steigler aus Anlass dessen silberner Hochzeit eine wohlgelungene und gut beschickte Auffahrt. In diesem Jahr wird zu Ehren des 2. Vorsitzenden ein Zweier mit dem Namen "Paul" getauft. Der Ruderbetrieb leidet unter den tristen finanziellen Verhältnissen, denn die Inflation geht ihrem Höhepunkt entgegen.

Am 18. November scheidet Werner Dietrich, ein talentierter und äußerst verdienstvoller Ruderer, von Konstanz, um in Nordamerika eine zweite Heimat zu suchen. Von ihm kann man sagen, er hatte nur Freunde. Darüber folgende Zeitungsnotiz:

"Er war Renn- und Wanderruderer, Boots- und Ruderwart, Jugendbetreuer und Ausbilder in einer Person. Er machte Bootsreparaturen und setzte die Geräte in Stand, legt überall, da wo es not tat, Hand an. An ihm verlor der Verein unschätzbar viel. Darüber hinaus aber noch mehr seine Familie, die Stadt und damit unser Vaterland".

Er nahm noch Jahrzehnte später regen Anteil am Vereinsgeschehen, gab seiner Freude Ausdruck, wenn "Neptun"-Mannschaften siegten, und er hat immer und gern im Bootshaus Besuch gemacht, wenn er in die alte Heimat kam. Er war - das mag schon an dieser Stelle vorauseilend gesagt sein, mit einer der ersten, der mit Freunden in Amerika praktische Hilfe organisierte, als Deutschland nach dem 2. Weltkrieg am Boden lag. Er wurde nicht müde, immer wieder Quellen zu erschließen, um seiner Heimat, seinem Volk zu helfen. Er hat sich nicht nur als Ruderer bewährt und in seinem Beruf, sondern er hat sich auch die Probe als Mensch, als Kamerad bestanden. Sein Verein, seine Bootskameraden, seine Freunde wissen ihm dafür herzlichen Dank.

 

1924

Am 30. März erfolgt im Bootshaus die Denkmalseinweihung für die Gefallenen, an der unser Protektor, S. K. Hoheit Prinz Max von Baden - letzter kaiserlicher Kanzler – teilnimmt, die Reichswehr ist durch eine Abordnung und mit der Regimentskapelle vertreten, der deutsche Offiziersbund, die Kriegervereine, Abordnungen der Sportvereine und zahlreiches Publikum nahmen an diesem feierlichen Akt teil. Der Vorstand sagte bei dieser Gelegenheit unter anderem:

"Mit dieser Ehrung unserer gefallenen Mitglieder will unser Verein ein Symbol unvergesslichen Dankes für diejenigen errichten, die dem Volk, ihrer Heimat und ihren Mitbürgern durch Hergabe ihres eigenen Seins dieses große Opfer brachten. Das Denkmal soll ein Wahrzeichen deutscher Treue und Liebe sein, die uns alle in gleicher Weise eint. Es ist kein Zufall, das dieses Symbol das erste seiner Art, am deutschen Rhein steht."

Zum Training haben sich sechzehn Mann gemeldet, aus denen ein Jungmannachter und ein Juniorachter gebildet werden. Das Training übernimmt Mathias Dürr. Die erste Regatta findet am 15.6. in Konstanz statt. Erfolge bleiben uns versagt, ebenso in Zürich und Stuttgart. Die Ruder werden aus dem Training entlassen, weil nach Auffassung des Vorstandes Erfolge nicht mehr zu erwarten waren.

Im August veranstaltet der Verein, anlässlich des 10. deutschen Kreisturnfestes eine Auffahrt mit sämtlichen Booten.

Im August wird auch eine außerordentliche Generalversammlung einberufen, weil in der Monatsversammlung auf Antrag von August Dittmar dem bisherigen Vorstand das Vertrauen entzogen wurde. In einer regen Aussprache wurden die Gründe dargelegt, die eine andere Vereinsführung nötig machen. Es handelt sich um eine richtiggehende sportliche Revolution, mit dem Ergebnis, dass August Dittmar erster Vorsitzender wird. Der größte Teil der alten Vorstandschaft versagt natürlich seine Mitarbeit, aber es gelingt später doch, den Teil zur Mitarbeit zu bewegen, der an rein sportlichen Leben interessiert ist. So wird an der Generalversammlung im Oktober Mathias Dürr Zweiter Vorsitzender und Trainingsleiter, die übrigen Vorstandsposten haben meistens jüngere Mitarbeiter inne.

Im August erscheint erstmals eine Vereinszeitung, um die sich Schriftleiter Karl Kallenbach ("Konstanzer Zeitung") verdient machte. Den Anzeigenteil besorgte R. W. Schwarz, der auch das Amt des Vergnügungswartes übernahm.

Mit Elan geht der neue Vorstand besonders an den Aufbau der Rennruderei und an die Vorarbeiten für die aus Anlass des 40-jährigen Bestehens des Vereins zu veranstalteten Jubiläumsregatta. Dittmar hat die Fähigkeit, seine Begeisterung und Arbeitskraft auf seine Mitarbeiter zu übertragen und er versteht es ausgezeichnet, begeisternd auf die Jugend einzuwirken. Auch im Herbst 24 gehen auf dem Wasser unter Vater Dürrs Leitung die Übungen im Schulzweier und Vierer weiter, es wird - wie damals noch allgemein in deutschen Landen, - orthodoxer Stil gerudert und der erfordert gründliche technische Ausbildung.

Ein Vierer mit Leopold Müller, Berthold Schneble, Stefan Duelli, Mathias Schneider gibt den Kern ab für die später noch dazukommenden Mannschaften, die teilweise auch schon im Winter das leichte Training aufnehmen. Die Rudermaschine wird eifrig genutzt. Eine nette Zusammengehörigkeit entwickelt sich innerhalb der aktiven Ruder. Es herrscht ein guter Geist. Die Vereinsleitung hat das gefördert, wo und wie sie es konnte. Der Vereinsbootspark wurde um ein Rennachter bereichert, der auf den Namen Bodensee getauft wird. Das Boot wurde finanziert durch eine Sonderumlage der Aktiven und durch Sammellisten der Rennruderer. In diesem Jahr wurde viel gerudert, namentlich die Fahrten ins Café Kiesgrube nach Unteruhldingen erfreuen sich großer Beliebtheit. Den Fahrtenpreis erhält Erhard Bach für 885 Kilometer.

1925

Mit Spannung sah der ganze Verein der ersten, am 14.6. stattfindenen 17. Internationalen Bodensee-Ruderregatta (Jubiläumsregatta) entgegen. Die systematischen und konsequenten Vorbereitungen für das Jubiläum und die gute Stimmung der Mannschaften lässt wohl einige Hoffnung aufkommen. Im ersten Rennen, dem Juniorvierer starten sieben Boote, Konstanz mit E. Stortz, B. Schneble, O. Weißmann, W. Schneider, am Steuer Motz. Konstanz siegte mit über 20 Sekunden vor Regensburg, Grasshoppers, Friedrichshafen und Bregenz. Aviron Romand kenterte. Ein Beifall, wie er bis dahin noch nicht über die Konstanzer Bucht schallte, gab der Freude Ausdruck, die alle "Neptuner" und auch das Konstanzer Publikum empfanden. Der Jungmannachter mit Erhard Bach, Fritz Mühlenweg, Karl Enderle, Karl Banger, Ernst Bauer, Erwin Beathalter, Alfred Heiser, am Steuer Josef Zobel konnte sich leider nicht durchsetzen, aber gleich danach startete der Juniorachter mit Erhard Bach (anstelle des am Vortag erkrankten Willy Gubler), Leopold Müller, Ernst Stortz, Karl Schöpfel, Otto Weißmann, Berthold Schneble, Willi Hof, Mathias Schneider, am Steuer Josef Zobel und gewann gegen Regensburger RC, der bei 1200 m drei Längen zurücklag und aufgab. Eine Stunde später gewann dieselbe Mannschaft den Fürstenbergachter gegen Kitzinger RV mit 13 Sekunden Abstand. Regensburg hatte dieses Rennen abgesagt. Eine andere Überraschung brachte der 2. Jungmannvierer mit E. Bach, K. Banger, E. Beathalter, E. Bauer, am Steuer Josef Zobel. Diese Mannschaft, unter dem Einfluss der Begeisterung über die "Neptun"-Erfolge stehend, ist über ihre Leistungen hinausgewachsen und hat das schnellste und spannendste Rennen des Tages mit 7:53 gegen "Franken" Schweinfurt 7:58, Kitzinger RV 8:02, Radolfzell 8:03, DRV Zürich 8:12, "Alemannia" Karlsruhe 8:27 gefahren und gewonnen. Damit hatte "Neptun" in vier von fünf Rennen gesiegt, und einen bis dahin ungekannten Rekord aufgestellt. Das war der Anfang einer Erfolgserie ohnegleichen.

Der Juniorachter blieb die ganze Saison hindurch ungeschlagen und siegte in Karlsruhe mit 6:39 gegen "Amicitia" Mannheim mit 6:40.5, Wormser RV 6:50. Im Vorrennen schieden aus: Heidelberger RC, "Franken" Schweinfurt, RV Fechenheim, "Alemannla" Karlsruhe. In Stuttgart gewinnen wir gegen Mannheimer RC 1875, Kitzinger RV, "Baden" Mannheim RV Bamberg und Mannheimer RG. Außerdem den Juniorvierer mit 6:51 gegen Bamberger RV 7:02.5 und Mannheimer RC 7:07, Heidelberger RC, Würzburger RC, Cannstatt und "Baden" Mannheim. Der unbesiegte Juniorachter

Dann kam Zürich! Eine Regatta mit besonderen Reizen. Ein völlig anderes Milieu, solider Reichtum, Sattheit, ein ausgesprochen herzlicher Empfang wird uns zuteil. Unsere Betreuer sind Nordiska Roddföreningen, unsere Ruderer fühlen sich sehr wohl. In den ansprechenden Clubräumen wird Ovomaltine, Kuchen usw. gereicht. Im Juniorvierer wird Konstanz bei 10 Booten Zweiter. Den Juniorachter gewinnen wir mit 6:49, gegen FC Zürich 6:50, DRV Zürich 6:51, SC Zürich 7:01, "Nordiska" Zürich 7:11. Eine scharfe Sache, die aber ungeheueren Spaß macht. Das ganze Rennen wurde gefilmt und der Zürcher Regattaverein war so aufmerksam, uns später den Film zur Verfügung zu stellen, so dass wir in Konstanz in Ruhe nochmals das Rennen erleben konnten. Am nächsten Tag werden wir nochmals in einem Juniorvierer-Feld von sieben Booten Zweiter. Der Zürcher Regattaverein hatte die Liebenswürdigkeit, unsere Mannschaft zum Festbankett ins "Baur au Lac" einzuladen, wo ein Essen geboten wird wie im Film. Dort wird uns noch die Ehre zuteil, den berühmten Dr. Hans Walter kennen zu lernen, der seine Mannschaft 1910-12 zu großen Siegen, nicht nur gegen die damals allmächtigen Mainzer und Genter führte, sondern auch an der Europameisterschaft den Sieg für die Schweiz errang. Dr. Walter sagte uns anerkennende Worte und erklärte, dass unser Stil und unsere Haltung ihn sehr an seine damaligen Rivalen, die Genter, erinnere. Dann gewinnen wir in Regensburg den Juniorvierer gegen fünf Konkurrenten, den 2. Jungmannvierer mit Bach, Banger, Beathalter, Bauer gegen sechs Konkurrenten und den 2. Seniorachter gegen Regensburger RC, Straubing und Passau. "Donauhort" Wien, die als Juniorachter in dieser Saison auch ungeschlagen waren, schlugen beim Ausheben ihren Achter vollkommen in Scherben, so dass sie noch am selben Tag abreisten. Dieser Kampf wäre wohl äußerst interessant geworden.

In Radolfzell siegen wir im Jungmannvierer mit E. Stortz, Karl Schöpfel, Otto Weißmann, Mathias Schneider gegen Friedrichshafen, Radolfzell und Rheinfelden. Den Juniorvierer mit Ernst Stortz, Berthold Schneble, Otto Weißmann, Mathias Schneider gegen Schaffhausen, Rheinfelden und Radolfzell, im Jungmannachter mit Bach, Mühlenweg, Stortz, Schöpfel, Weißmann, Bauer, Beathalter, Schneider gegen Friedrichshafen.

Infolge des besonders akut gewordenen Geldmangels können weitere Regatten, die sicherlich noch Erfolg gebracht hätten, nicht mehr besucht werden. Der "Neptun" hat aber im Jubiläumsjahr 1925 erfolgreich bestanden. Das darf wohl festgestellt werden. Der Vorstand, an seiner Spitze August Dittmar, hat den Mannschaften und Trainingsleuten die Wege geebnet, die nicht immer glatt waren. Dittmar war ein Meister des Wortes und hat es verstanden, zur richtigen Zeit und am richtigen Ort das Richtige zu sagen. Vater Dürr als Trainer findet seine Mühe, seine Beharrlichkeit, seine viele Arbeit belohnt. Seinem Können, seinem Selbstvertrauen und seiner Führung in erster Linie waren die Erfolge zu verdanken, die den Grundstock für die längst begehrten Senioren in unserem Verein legten.

Die Rudersaison war beendet, ein Erfolgsjahr ohnegleichen lag hinter uns. Nachdem unsere Mannschaften bereits in der 2. Klasse erprobt waren, hegte man die besten Hoffnungen für die Zukunft. Dies aber hing an einem seidenen Faden. Am Sonntag, den 20. September unternahmen zwei Gigvierer mit Stortz, Boßmann, Beathalter, Alfred Heiser, Schneider, Etling, Deck, Fritz Marquardt, Spingler und Jauch bei schönstem Wetter eine Fahrt nach Unteruhldingen in das damals sehr beliebte Café "Kiesgrube". Man war froh und lustig, freute sich seiner Jugend und über das freundliche Wetter. Dann begab man sich in die Boote. Gewisse Anzeichen eines aufziehenden Wetters hatte man wohl bemerkt, aber im Vollgefühl seiner Kräfte und in der Überzeugung, dass man in einer halben Stunde am anderen Ufer sein könne, hatte man keine Bedenken. Nach wenigen Kilometern verschwand die Sonne, die Sturmzeichen in Gegend Mainau wurden deutlicher, aber man wähnte sich schon im Schutz des Staader Ufers. Aber gerade von dort brach der Sturm los, in Richtung Meersburg-Hagnau. Die beiden Boote kamen etwas auseinander und waren in ganz kurzer Zeit Opfer der Wellen geworden. Man sah sich nicht mehr. Anfänglich schien das Unglück nicht zu groß zu sein, aber bei 12° ließ der Widerstand nach einer knappen Stunde merklich nach. Die Gefahr wurde allen bewusst. Schließlich schwammen einige von den Booten weg, um zu versuchen, das Ufer zu erreichen und den anderen vielleicht Hilfe bringen zu können. Langsam dämmerte es auch. Die Schwimmer gaben hinterher alle zu, dass es ihnen bei dem Wellengang unmöglich gewesen wäre, das Ufer zu erreichen. Schließlich fuhr der Kursdampfer Meersburg-Staad doch ziemlich in der Nähe der Boote vorbei und die Passagiere sahen die Schiffbrüchigen. Es dauerte lange, bis alle zehn es fehlte gottlob keiner, an Bord waren. Die Vereinszeitung in jener Zeit schrieb am Schluss des Berichtes: "Ruderer, schau Dir das Wetter genau an, wenn Du über das große Wasser fährst, der Überlinger- und auch der Untersee sind tückisch".

Die Vereinsregatta am 27. 9. rief den Großteil der Aktiven in die Boote und die abendliche Feier im Insel-Hotel war eine Ehrung für die Sieger und Trainer der Saison 1925. Der Vorstand führte dabei u.a. aus: "ich glaube, ruhig behaupten zu dürfen, dass wir auf gutem Wege sind. Es wird weiterhin unser Streben sein, weiteste Kreise davon zu überzeugen, nicht mit Worten sondern mit Taten. Dass uns dies bereits in gewissem Umfange gelungen ist, beweist die Anteilnahme, die allenthalben unseren Erfolgen und dem letzten Unfall entgegengebracht worden ist. Leider immer noch mehr von außerhalb als vom Platz Konstanz selbst. Ich darf Ihnen berichten, dass sogar das Auswärtige Amt in Berlin in einer für den Verein sehr erfreulichen Weise seine Anerkennung über das Auftreten unserer Mannschaft in Zürich ausgedrückt hat. An uns ist es nun, weiter zu arbeiten. Und so richte ich an Sie die Bitte, weiter für unseren Verein zu werben, an die aktiven Ruderer die Bitte, weiter ihre Kraft so in den Dienst, zur sportlichen Ehre des Vereins zu stellen, wie in diesem Jahr und an alle Mitglieder die Bitte, nach Können dem Verein auch ihre finanzielle Hilfe zu leihen. Sie ist nicht an Unwürdige verschwendet und weitere Taten sollen der Dank sein. Und wenn alle so zusammenhalten und zusammenwirken wie in diesem Jahr, dann braucht uns vor kommenden Jahren nicht bange zu sein. Wir beschließen ein Ruderjahr und treten in ein neues ein. Dass auch dieses ein gesegnetes werden möge, darauf bitte ich Sie mit mir auszubringen ein dreifach kräftiges "Hipp hipp hurra!"

Begeistert klang der Ruf scharf und schneidig durch den Raum. Unser 1. Ruderwart nahm mit knappen Worten die Verteilung der heute errungenen Preise vor und ließ dann der Tanzmusik den Vortritt. (F. K.)

 

1926

In der Vorstandsschaft gab es erfreulicherweise keine Veränderung. Es wird den ganzen Winter eifrig weitergerudert. Zahlreiche Anfänger haben sich eingefunden, von denen viele trainieren und Rennen fahren wollen. Es stehen der Trainingsleitung erstmals ein Seniorachter zur Verfügung, ein Juniorachter und ein Jungmannachter. Daraus wird je noch ein Vierer gebildet und nebenher läuft noch ein Anfängervierer. Das ist für den "Neptun" in finanzieller Hinsicht ein bisschen viel.

Als erste Regatta findet, wie zu jener Zeit immer, Konstanz statt. Zwar war das ganze Frühjahr sehr nass und kalt. Es sollte aber am Regattatag der Rekord aufgestellt werden. Es regnete nicht nur, sondern es gab Sturm wie schon lange nicht mehr. Die "Neptun"-Boote werden bis auf eines alle Opfer der Wellen, was um so bedauerlicher für uns war, weil es immer in aussichtsreicher Position geschah. Konstanz hatte acht Rennen gemeldet und sieben gingen unter. Im 2. Juniorvierer belegen wir hinter SC Zürich den zweiten Platz vor Grasshoppers und DRV Zürich. Damit war die erste Schlacht verloren, worüber der Berichterstatter des Deutschen Ruderverbandes u.a. schrieb: "Der Neptun Konstanz als Veranstalter war sehr vom Pech verfolgt. Fast alle Mannschaften mussten stets in aussichtsreicher Position das Rennen vorzeitig aus der Hand geben, da sie stets unter denen waren, die dem nassen Element verfielen. Allen Ruderern des Neptuns merkt man die liebevolle Heranbildung an, sie zeigen einen langen ausgiebigen Schlag, der ihnen bei der im Neptun herrschenden Begeisterung sicherlich noch Erfolge auch in diesem Jahre bringen wird. Es ist bereits erwähnt, dass die Ruderei in Konstanz stets mit großen Schwierigkeiten zu rechnen hatte, da man diesem Sport unbegreiflicherweise wenig Verständnis entgegen brachte". Ein schwacher Trost für uns. Ob Herr Fritz Hüblein mit seinem vorletzten Satz recht hat, haben unsere Mannschaften nach den negativen Ergebnissen in Karlsruhe und Schweinfurt noch zu beweisen. Gelegenheit dazu ist ihnen in Stuttgart und Zürich geboten.

Jedenfalls wurde an dieser Konstanzer Regatta die Beobachtung gemacht, dass in erster Linie Boote mit festen Dollen versanken. Als Folge dieser Tatsache wurde im Herbst beschlossen, auf Drehdollen umzustellen, was mit Rücksicht auf die immer miese Finanzlage nicht auf einmal geschehen konnte. Als besonders schmerzlich wurde es empfunden, dass der 1. Achter mit über einer Länge führend, auf halber Strecke unterging. Es sollte übrigens auch in späteren Jahren an der eigenen Regatta nicht gelingen, die für uns so überaus wertvolle Trophäe, einmal den 1. Achter zu gewinnen aus Gründen, die später noch dargestellt werden. Zur Schweinfurter Regatta am 19./20. 6. wird der Seniorvierer mit und ohne entsandt in der Besetzung Stortz, Schneble, Weißmann und Schneider. Es war ihnen nicht vergönnt, sich dort in den Hauptrennen durchzusetzen, obwohl die Vorrennen z.T. in sehr schöner Form gewonnen wurden. Im Hauptrennen bekam der Schlagmann viel Wasser von Nr. 2 mit der Folge, dass er hängen bleibt und die Dollenschnur reißt. Damit ist dieses Rennen verloren. Ob ein Sieg gegen "Undine" Offenbach möglich gewesen wäre, ist fraglich, denn diese Mannschaft war damals sehr erfolgreich. In Karlsruhe starteten zum gleichen Zeitpunkt unsere Junioren im Juniorachter und im 2. Seniorachter, wobei sie jeweils einen 2. Platz hinter Ludwigshafen bzw. "Baden" Mannheim belegten. Acht Tage später sind wir in Stuttgart und gewinnen dort den 1. Achter in 6:15 gegen Heidelberger RC und Stuttgarter Rudergesellschaft. In Zürich werden wir im 1. Achter in 6:46 Zweiter gegen FC Zürich 6:44 gefolgt von SC Luzern 6:54, Grasshoppers Zürich 6:59. Im Vierer ohne sieht es wie folgt aus: 1. SC Zürich 7,00, Reuß Luzern 7,07, Heidelberg RC 7:10, Grasshoppers 7:12, Neptun 7:15, FC Zürich (Europameister vom Vorjahr) 7:17. In Radolfzell gewinnen wir den Seniorvierer mit Stortz, B. Schneble, E. Schneble, Mathias Schneider, am Steuer Motz, den Jungmann-Gigvierer mit Felix, Figlestahler, Hartleitner, Anspach, am Steuer Josef Zobel, den Jugendvierer mit Walter Kern, Emil Hölzle, Ernst Marquardt, Walter Siepermann, Steuer Motz, den Juniorachter mit Bach, Beathalter, Banger, Erb, Fritz Marquardt, E. Schroff, E. Schneble, E. Bauer, Steuer Dittmar. Am 12. 9. startet unsere Seniormannschaft in Lugano im Seniorvierer und Achter. Den Vierer gewinnt SC Biel gefolgt von Heidelberg, Neptun Konstanz, Club Nautique Gent, den Seniorachter mit Willy Gubler, Emil Schneble, Ernst Stortz, Ernst Bauer, Fritz Marquardt, Bert-hold Schneble, Otto Weißmann, Mathias Schneider, am Steuer Motz, gewinnen wir in 7:02 gegen Heidelberger RC 7:05, DRV Zürich 7:09. Mit diesem schönen, sehr erfreulichen Achtererfolg schließt die Saison. Erstmals nahm in großem Umfang die Bevölkerung an dem Empfang der siegenden Mannschaft am Schweizer Bahnhof teil.

In der Punktliste des Verbandes stehen wir an 34. Stelle.

Am 19. 9. wird die Vereinsregatta durchgeführt, an der sich u.a. sieben Einer beteiligen. Dabei gewinnt Josef Haas.

 

1927

Am 3. April tauft der Verein sechs Boote und zwar die beiden Gigvierer "Mathias Dürr" und "Lieselotte", den Doppelzweier "Seid einig", den Schulzweier "Seehas" und die Gigeiner "Libelle" und "Schnak", wobei "Undine", Radolfzell, "Nordiska" Zürich und Waldshut durch Abordnungen vertreten sind. Die Regattasaison steht diesmal im Zeichen unserer Jungmannen, die hauptsächlich als Junioren und später als Senioren starten.

Den Reigen eröffnet wieder Konstanz mit der Regatta am 12. 6., wobei wir zwar nur den Jungmannvierer in 6:48 vor Schaffhausen 6:50 Deutscher Ruderverein Zürich, Basler RC, SC Zürich und Stuttgarter Rudergesellschaft gewinnen konnten, den Jungmannachter verlieren wir knapp mit 6:17, gegen "Reuß" Luzern mit 6:16 und DRV Zürich. Der 2. Seniorvierer mit Stortz, B. Schneble, E. Schneble und Mathias Schneider geht mit 7:00 gegen DRV Zürich mit Wißmann, Kern, Struckmann, Dr. Walter Klatte mit 6:58 verloren, gefolgt von "Nordiska" und Seeclub Zürich.

Der 2. Achter geht gegen "Alemannia" Karlsruhe verloren. Aber wo unsere Mannschaften unterliegen, geschieht es in guter Haltung und mit knappen Zeitunterschieden, so dass berechtigte Hoffnungen auf spätere Starts bestehen.

An der Kitzinger Regatta am 19./20. 6. gewinnen wir mit Hans Hartleitner, Karl Gerster, Dr. Fritz Sair und Karl Vögele den 1. Juniorvierer gegen Kitzingen, Bamberg und Akad. RC Würzburg überlegen und den Jungmannachter nach scharfem Kampf gegen Bamberg und Kitzingen. Der Ergänzungsvierer verliert den 2. Jungmannvierer, aber die Vögele-Mannschaft hat sich als souverän erwiesen und bringt Vater Dürr auf die Idee, diese vier Jungmannen mit dem Seniorvierer versuchsweise zu einem Achter zusammenzusetzen, um die vor der Konstanzer Regatta für Luzern abgegebene Meldung doch noch erfüllen zu können. Schon die erste Übungsfahrt zeigt, dass das Boot prächtig steht und gute Fahrt macht. Eine Begeisterungswelle erfasst die neu zusammengesetzte Mannschaft und mit Zuversicht geht man nach Luzern, wohl wissend, welche große Aufgabe dort zu lösen ist. Der Schweizer "Sport" schrieb damals u.a.:

"Den Schluss des alljährlichen Ruder-Meetings bildet der Große Achter, für den zum Andenken an Eugäne Baud (1866-1926), den ersten Präsidenten des Internationalen Ruderverbandes, ein Freund des leider allzu früh Verblichenen einen prächtigen, dreimal hintereinander oder fünfmal ohne Reihenfolge zu gewinnenden Herausforderungspreis gestiftet hat. Um diesen Eugäne Baud-Gedächtnispreis werden sich erstmals bewerben: Seeclub Luzern mit seinem Seniorachter, "Reuß" Luzern mit seinem bisher siegreichen Juniorachter, der "Rowing Club" Paris und der Deutsche Ruderverein Zürich. Leider wird der ebenfalls gemeldete Seniorachter des Rudervereins "Neptun" Konstanz nicht am Start erscheinen. Sein Misserfolg an der Bodenseeregatta wird ohne Zweifel den bedauerlichen Rückzug veranlasst haben (tatsächlich ist eine Abmeldung aber nicht erfolgt, diese wird man nur erwartet haben). Vom DRV-Achter haben wir in Konstanz den denkbar besten Eindruck erhalten. Auch die beiden Luzerner Boote lassen schöne Leistungen erwarten. Und die Pariser? Nun, die haben sich am 19. 6. an der Internationalen Regatta Paris und Courbevoie glänzend geschlagen. Siegten sie doch im Rennen um den Preis des Präsidenten der Republik. Aus zuverlässigen Berichten, die wir aus der französischen Hauptstadt erhalten haben, gilt der "Rowing-Club" Paris unbestritten als die schnellste Mannschaft Frankreichs. Auf den Drei-Städte-Kampf Paris, Zürich und Luzern dürfen wir also gespannt sein. Es wird ein rudersportliches Ereignis mit Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz auf dem schönen Vierwaldstättersee. Auf denn nach Luzern".

Wir hatten in drei Rennen gemeldet, und zwar den Juniorachter, Jungmannvierer und Großen Achter. Gewinnen konnten wir alle drei, den Juniorachter in 7:14 gegen "Reuß" 7:23, DRV Zürich 8:05, den Debutantsvierer gegen zwölf Gegner in 7:29 gegen Rheinfelden, Grasshoppers usw. Den Großen Achter gewinnen wir in 6:30 gegen "Reuß" 6:36, DRV Zürich 6:37, SC Luzern 6:46, "Rowingclub" Paris 6:53. Bei der Ankunft in Konstanz wird den Siegern ein vom Stadtausschuss unter Führung von Herrn Bernhard veranstalteter Empfang zuteil, an dem auch die Stadtmusik teilnahm. Bürgermeister Arnold würdigte die Verdienste in einer begeistert aufgenommenen Ansprache.

Und dann kam Zürich am 2./3. 7., eine Regatta, die in Europa einen sehr guten Klang hat. Wir haben fünf Rennen belegt, und zwar Juniorvierer, Juniorachter, Debutantvierer, 2. Juniorvierer und Seniorachter. Gewonnen haben wir den Juniorvierer mit Hartleitner, Gerster, Dr. Sair, Vögele in 7:41 vor Schaffhausen, Basler RC, DRV und SC Luzern und weiteren sechs Booten, den Juniorachter mit der Ergänzungsmannschaft Felix, Schroff, Kremm, Anspach zu obigem Vierer vor "Reuß", DRV, den Debutantvierer vor Schaffhausen und verschiedenen anderen Gegnern, sowie den Seniorachter in 6:53 vor SC Biel 6:59 "Reuß" Luzern 6:59.5, SC Luzern 7:03, DRV Zürich 7:16, SC Zürich 7:21. Nur ein Rennen und zwar der 2. Juniorvierer ging verloren. Den Juniorachter am Samstag und den Seniorachter am Sonntag an der Zürcher Regatta gewonnen, also beide Achter, das war der größte Erfolg, der überhaupt denkbar war. Der Seniorachter mit Ernst Stortz, Mathias Schneider, Hans Hartleitner, Berthold Schneble, Emil Schneble, Karl Gerster, Dr. Fritz Sair, Karl Vögele, am Steuer Fritz Motz war die schnellste Mannschaft, die der Verein bis dahin besaß.

An der Offenbacher Regatta am 23./24. 7., wohin wir den 2. Seniorachter, den 2. Juniorvierer und den 1. Seniorachter gemeldet haben, können wir infolge Urlaubsschwierigkeiten leider nicht teilnehmen. Aus demselben Grund können wir auch nicht mit dem Achter nach Schwerin zur Deutschen Meisterschaft. Damit entgeht uns eine Chance, auf die wir darin volle 27 Jahre warten mussten.

Radolfzell veranstaltet am 21. 8. seine 3. Internationale Herbstregatta, die von allen Bodenseevereinen gut beschickt wird. Wir gewinnen dort bis auf den Jugendvierer sämtliche gemeldeten Rennen. Am 28. 8. sind wir mit zahlreichen Mannschaften in Rorschach zur Teilnahme an der Bootshauseinweihung verbunden mit einer Freundschaftsregatta.

Zur 3. Internationalen Regatta in Lugano am 11. 9. machen wir nochmals unseren Seniorachter startklar, obwohl das Training mehrere Wochen unterbrochen war. Der Gegner ist kein geringerer als die kurz vorher zum Deutschen Meister avancierte Kölner Rudergesellschaft 1891. Die ebenfalls gemeldeten Akademiker Warschau erscheinen leider nicht am Start. Wir verloren gegen Köln mit 5 Sekunden und erhalten vom "Wassersport" gleichermaßen wie Köln ein Lob für schönes, ausgeglichenes Rudern. Wir gewinnen den Debutantvierer mit 4 Sekunden vor "Reuß" und versinken im Seniorvierer bei 1500 m in den Fluten. Ein Vierteljahr hatte es in Lugano nicht mehr geregnet und ausgerechnet am Regattatag goss es in Strömen, wozu sich noch Gewitter mit Sturm gesellten. Mit dem Abschneiden unserer Mannschaften sind wir recht zufrieden, wenn auch der Seniorvierer ein Opfer der Wellen wurde. Am 2. Oktober fand die Vereinsregatta mit sieben Rennen statt, an der sich u.a. die Rheinische Credit-Bank, L. Stromeyer & Co. sowie M. Stromeyer Lagerhausgesellschaft beteiligten. Jeweils am Mittwochabend findet in der Luisenschule eine gymnastische Turnstunde statt, die Herr Abendschein leitet. Daran nehmen vor allem die Trainingsmannschaften teil.

Die Jahreshauptversammlung bestätigt am 20. Oktober die bisherige Vereinsleitung.

Von über 500 Verbandsvereinen steht "Neptun" Konstanz in der Wertungstabelle des Verbandes an 13. Stelle.