Vortrag am Freitag, 1. März 2024, 19 Uhr
Im Spannungsfeld zwischen Wassersport und Vogelwelt - Das Ermatinger Becken im Wandel der Jahreszeiten
Lisa Maier, wissenschaftliche Mitarbeiterin für Ornithologie und Schutzgebietsbetreuung im NABU-Bodenseezentrum, Reichenau, gab uns eine umfassende Einführung in die Bedeutung des Ermatinger Beckens als Vogelschutzgebiet am Bodensee und im Land Baden-Württemberg.
Vor allem die Flachwassergebiete sind attraktiv für zahlreiche Vogelarten, weil sie dort ein breites Nahrungsangebot vorfinden.
Die Anzahl und Vielfalt der Rastvogel-Populationen im Ermatinger Becken hängt vorwiegend vom Wasserstand ab, welcher seit einigen Jahren einer zunehmenden Volatilität unterliegt.
Dies hatte beispielsweise im vergangenen Jahr 2023 zur Folge, dass für viele Singschwäne der Wasserstand am Untersee in den Monaten Oktober/ November zu hoch war, um über das Gründeln Nahrung aufnehmen zu können; daher wichen sie in großen Scharen auf das Festland aus, wie beispielsweise in das Hinterland von Salem.
Störungsfaktoren für Vogel entstehen durch Annäherung, unvorhersehbare oder ungewohnte Bewegungsabläufe, starken Wellenschlag oder Lärm. Kommt es in der Folge zu einem Fluchtverhalten, so kann dies eine Unterbrechung der Nahrungsaufnahme bewirken verbunden mit einem hohen Energieverlust, einer geringeren Fitness und dadurch bedingt auch einer geringeren Überlebenschance oder einem geringeren Bruterfolg bis hin zu einer negativen Auswirkung auf die Population.
Unterschiedliche Vogelarten sind unterschiedlich stark störanfällig. Unterschiedliche Wassersportarten haben unterschiedlich starke Störwirkungen. Grundsätzlich gilt es, verschiedene Faktoren zu beachten, auch wenn der Rudersport nur eine „mittel-starke“ Störwirkung hat:
- Im Sommer sind viele Vögel sensibel, da sie ihre kompletten Flügelfedern verlieren und flugunfähig sind. (Mauser)
- Im Winter führt jede Bewegung zu Energieverlust und wird deshalb vermieden.
- Leicht kann es zu Kettenreaktionen kommen: Störungsanfällige Arten reißen weniger sensible Arten mit.
- Abstand halten ist das oberste Gebot – Es gibt Fluchtdistanzen von bis zu 1000m, zu Vogelversammlungen sollten es mindestens 300m sein.
- Auch zu Schilfzonen, Flachwasserbereichen, Kiesinseln und Schlickflächen sollte ein Abstand von mindestens 25m gehalten werden.
Der Vortrag traf auf reges Interesse, sorgte für zahlreiche Fragen und eine angeregte Diskussion. Wir danken Lisa Maier und dem NABU-Bodenseezentrum ganz herzlich für diese Einblicke in die Vogelwelt und hoffen, dass wir diese Zusammenarbeit in den kommenden Monaten und Jahren erfolgreich fortsetzen und ausweiten können.
Der Vortrag bzw. die Folien sind verfügbar unter: https://www.nabu-bodenseezentrum.de/wassersport/
Bei Interesse an einer ehrenamtlichen Mithilfe (wie zum Beispiel auf der Netta oder im Wollmatinger Ried), meldet Euch bitte im NABU-Bodenseezentrum. Telefonisch unter 07531/921 66 40 oder per E-Mail an Ehrenamt@NABU-Bodenseezentrum.de
Euer Team Nachhaltigkeit des Ruderverein Neptun
Fotos (v.l.n.r. bzw. oben nach unten): H. Hörster, S. Werner, K. Nibbenhagen, D. Koch
Bilder bereitgestellt von:
NABU (Naturschutzbund Deutschland)
NABU-Bodenseezentrum
Am Wollmatinger Ried 20, D-78479 Reichenau